Als es neulich, also Anfang April, einen wirklich ekelhaften Kälteeinbruch gab, und das Thermometer wirklich deutlich unter die Null-Grad-Marke sank, habe ich meine Speisepläne mal komplett umstellen dürfen. Rezepte, die eigentlich bis zum Herbst in der digitalen Schublade ihr Dasein hätte fristen sollen, waren angesagt. Der langen Rede kurzer Sinn: Es gibt Bigos – einen leckeren polnischen Krauteintopf mit Wurst und Fleisch. Zusammen mit einem Bier und einer Scheibe Bauernbrot ein geniales Essen bei Schmuddelwetter.
Polnisches Bigos Rezept Video
Na, wer von euch wusste, dass Bigos polnischer Krauteintopf ist? Also Vegetarier werden mit diesem sicherlich nicht glücklich. Ein wenig fleisch- und wurstlastig ist das Ganze schon, denn es beinhaltet jede Menge Schweinefleisch. Und ganz so, wie im ersten Absatz beschrieben stimmt es auch nicht: Zwar soll dieses Bigos Rezept seine Ur-Heimat in Polen als Nationalgericht haben, Bigos ist jedoch auch in weiteren osteuropäischen Ländern wie Weißrussland, Litauen und der Ukraine fester Bestandteil der dortigen Küche. Ein reines polnisches Nationalgericht ist der Bigos also nicht.
Prinzip des Bigos
Sind einmal alle Zutaten im Topf wird über einen langen Zeitraum bei geringer bis mittlerer Hitze geköchelt. Ja, man kann fast schon sagen geschmort. So wird zum einen das Fleisch und der Speck wunderbar zart. Zum anderen haben die Aromen von Speck und Wurst Zeit in das Gesamtkunstwerk des Bigos überzugehen – beziehungsweise sich zusammen mit anderen Aromen von Kohl, Gewürzen und Co. zu einer Bigos-Geschmacksexplosion zu vereinen.
Bigos Zubereitung in 5 Schritten:
- Als Vorbereitung den Schweinehals, Speck und Wurst in mundgerechte Würfel oder Streifen schneiden und zuerst den Speck im heißen Butterschmalz (alternativ in etwas Öl oder anderem Fett) kurz scharf anbraten. Denn Speck raus nehmen und nochmals ein wenig Schmalz erhitzen und das Fleisch von allen Seiten scharf anbraten. Den Speck wieder hineingeben. Ergibt sich ein wenig Bratensatz: nicht nervös werden, er löst sich mit Zugabe der Flüssigkeit gleich wieder.
- Die klein geschnittene Zwiebel und den gehackten Knoblauch dazugeben und kurz mitbraten.
- Jetzt das Tomatenmark zum Bigos hinzugeben und anrösten. Gefolgt von: Paprikapulver, etwas Kümmel, Majoran und Lorbeerblättern.
- Anschließend wandern das klein geschnittene Kraut aus dem Kohl, die Wurstringe, das Sauerkraut sowie die Trockenpflaumen in den Topf geben und alles wird mit der Fleischbrühe (wem alles zu fleischlastig ist, der kann auch Gemüsebrühe benutzen) aufgegossen.
- Zum Schluss der aufkochen lassen und dann den Bigos mit geschlossenem Deckel bei mittlerer Hitze mindestens zwei Stunden kochen lassen. Wenn er euch nach der Kochzeit tatsächlich noch zu flüssig ist (und in Richtung Suppe geht), könnt ihr die Soße auch mit etwas Mehl andicken. Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Eher müsst ihr ein wenig Wasser beim zwischenzeitlichen kontrollieren nachgießen.
Bigos Tipps:
- Das Rezept klappt auch im Slowcooker.
- Wer kein Schmalz verwenden will greift auf Rapsöl oder Sonnenblumeöl zurück.
- Verfeinert nach dem Abraten gerne mal mit Rotwein bzw. löscht damit ab. Aber nur wenn unsere kleinen Freunde, also die Kinder, nicht mitessen. Dann bleibt es natürlich bei der Brühe.
Wie bei so vielen Eintöpfen, aber auch bei einem klassischen Rindergulasch, der Linsensuppe oder Bolognese Soße gilt auch beim Bigos Krauteintopf: am besten am Tag vorher zubereiten. So können die Aromen nochmals schön über Nacht mit allem im Eintopf durchziehen und der Bigos schmeckt am Folgetag einfach noch besser…
Beilagen
Tja, alle Bigos Rezepte auf die ich einen Blick geworfen habe, haben eines gemein: die Kohlenhydrate fehlen. Sprich: es sind weder Bohnen noch Kartoffeln in der Zutatenliste zu finden. Von einem Onepot-Gericht zu sprechen ist daher beim Bigos kochen vielleicht nicht zu 100 Prozent korrekt. Aber wir wollen mal nicht päpstlicher als der gute Mann in Rom sein. Und reichen daher entweder etwas Baguette (oder anderes Brot), im Topf gebackenes Brot, Kartoffeln oder vielleicht auch Reis dazu…
Alternative Zutaten für das originale Bigos Rezept
Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. So wie mit Cevapcici auf dem Balkan oder Gyros in Griechenland verhält es sich auch mit Bigos: jede Familie hat ihre eigene Rezeptur. Sehr oft findet man auch Pflaumen und Pilze (z.B. Steinpilze), Tomaten oder Karotten in der Zutatenliste.
In deutschen Varianten habe ich auch schon Wacholderbeeren, Piment, Paprika, Möhren oder ein Lorbeerblatt angetroffen. Auch gibt es Rezept in denen andere Fleischsorten, wie etwa Fleisch vom Rind (Scheiben vom Bein) verwendet wird – mit Rindfleisch habe ich beim Bigos aber keine Erfahrung.
In Sachen Würste passt, neben anderen Wurstsorten, natürlich auch eine Krakauer. Wenn euch noch weitere Zutaten und Gewürze für den Bigos einfallen – nur zu! Ihr dürft hier auch jederzeit Variationen kochen und seht: das original Bigos Rezept gibt es nicht…
Kein Salz & Pfeffer verwenden
Bei der Durchsicht der Zutatenliste unterhalb im Bigos Rezept dürften viele denken: ja, kocht sie jetzt ohne Salz und Pfeffer? Die Antwort: richtig, in diesem Fall definitiv. Denn die Bergwurz und der geräucherter Speck bringen genügend Würze mit ins Gericht. Stellt gerne Salz und Pfeffer beim Servieren mit auf den Tisch. Viele Hände werden aber nicht danach greifen, das verspreche ich euch… Der Bigos hat so schon einen kräftigen, würzigen Geschmack.
Haltbarkeit vom polnischen Bigos
Bigos schmeckt nach dem ersten oder zweiten Aufwärmen am besten. Voraussetzung ist natürlich, dass ihr euer Bigos an einem kühlen Platz aufbewahrt (Kühlschrank oder Treppenhaus). Ihr könnt es auch einfrieren und beizeiten wieder auftauen und aufwärmen falls euch ein Rest übrig bleibt. Länger als drei Tage würde ich es aber nicht aufbewahren und erwärmen. Bigos auf Vorrat kochen macht auf alle Fälle Sinn.
Fazit
Für mich ist das polnische Bigos eine tolle Alternative zu unseren altbekannten Eintopfgerichten und weniger Aufwand und kürzerer Garzeit als man denkt. Die Gesamtzeit beträgt vielleicht 2,5 Stunden, aber: 20 Minuten ist nur Arbeitszeit. Zudem ist es auch einfach größere Mengen für mehrere Personen zuzubereiten.
Außerdem ist das Gericht nicht zu schwer, zumindest wenn man sich nicht Unmengen Baguette oder Kartoffeln als Beilage dazu einverleibt. Und für mich mit diesem doofen Wetter Anfang April war es genau das Richtige – deftig, kräftig im Geschmack und herrlich wärmend. Ich hoffe nur, dass dieses Bigos nun die letzte Eintopf-Kiste vor der warmen Jahreszeit bleibt.
Euch wünsche ich nun einen Guten Appetit, wenn ihr euch eine Portion aufgebt. Eure Anja
Bigos Rezept | kräftiger polnischer Krauteintopf
Zutaten
- 500 g Schweinehals (bzw. Kasseler)
- 300 g Bergwurz (alt. Pfefferbeisser oder Cabanossi)
- 300 g geräucherter Schweinebauch
- 400 g Weißkohl
- 500 g Sauerkraut
- 2 Zwiebeln
- 2 EL Tomatenmark
- 3 Knoblauchzehen
- 20 Trockenpflaumen (ohne Stein)
- 2 EL Butterschmalz
- 1 EL Majoran (gerebelt)
- 4 Lorbeerblätter
- 1 TL Kümmel
- 2 EL edelsüßes Paprikapulver
- 1,5 L Fleischbrühe
Anleitungen
- Schweinehals (oder Kasseler, z.B. aus der Schweineschulter), Speck und Wurst in mundgerechte Stücke schneiden und zuerst den Speck im heißen Butterschmalz kurz scharf anbraten. Gefolgt vom Schweinehals.
- Die klein geschnittene Zwiebel und den gehackten Knoblauch dazugeben und kurz mitbraten.
- Jetzt das Tomatenmark hinzugeben und anrösten. Gefolgt von: Paprikapulver, Kümmel, Majoran und Lorbeerblättern.
- Anschließend wandern das klein geschnittene Kraut, die Wurstringe, das Sauerkraut sowie die Trockenpflaumen in den Topf und es wird mit der Fleischbrühe aufgegossen.
- Einmal aufkochen lassen und dann bei mittlerer Hitze mindestens zwei Stunden köcheln lassen.
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Kommentar abgebenBildercredit: Julia Reimann / Instagram: @julchen_kocht
4 Antworten
Hallo Madzina, Danke für Deine Nachricht. Wie wird es denn Deiner Meinung nach gemacht. Denkst Du es gibt da nur das eine Rezept- Ich denke jeder macht das ein bisschen anders. Lass mich aber gerne eines Besseren Belehren und halte mich an die strengen Vorgaben. Danke und beste Grüße, Anja
Servus Anja!
Weil ja s Wetter echt besch…eiden is, hob i heid dein Bigos gmacht. An großen Topf voll, und wos soi i song, alle Esser warn begeistert!
Iatz, am Abend is mei polnische Nachbarin kemma, weils probiern woid, ob i als Niederbayer wirklich wos polnisches kocha kann…..Tja, es hod ihr sehr guad gschmeckt und i soi dir ausrichten, dass es von a “polnischen Hausfrau” an Daumen hoch kriagt! Gerne wieder. Grüße von Anja Becker
Servus Anja :)) Das ist ja so liab! Vielen Dank, ganz liebe Grüße und ein großes Dankeschön an Dich und auch an die polnische Nachbarin! Das ehrt mich sehr! Bis bald, Anja