Woher stammt eigentlich das Fleisch, das wir hier in unseren Rezepten immer verwenden? Gute, und vor allem berechtigte Frage! Ehrliche Antwort: von überall. Um das ein wenig zu präzisieren: mal vom Metzger, mal vom Supermarkt. Aber auch von OTTO Gourmet und zuletzt nicht zu vergessen: aus unserer Hausschlachtung – die einmal im Jahr stattfindet. Ich bin auf YouTube schon so oft von den Zuschauer(innen) gefragt worden, ob ich nicht einmal ein Video zu diesem Thema produzieren möchte. Und heuer war es schließlich soweit!
Hier das Video:
Die Hausschlachtung: vom Opa über den Papa zum Bruder
Tja, so einfach könnte man das erklären. Bei uns im Dorf gibt’s bestimmt schon seit hunderten von Jahren Hausschlachtungen. Natürlich wurden es über die letzten Jahrzehnte hinweg immer weniger. Die Gründe dafür sind vielfältig: die Örtlichkeiten, an denen sich so eine Hausschlachtung durchziehen lässt sind nicht mehr gegeben.
Die Menschen haben keine Zeit mehr dazu. Oder auch Energie – weil so eine Hausschlachtung ist auch mit viel Arbeit verbunden. Außerdem muss das ganze Fleisch und die Würste ja auch irgendwo gelagert werden. Und zu guter Letzt denken die Menschen, dass es im Supermarkt günstiger ist – was aber nicht stimmt! Dazu weiter unten mehr.
Auf was ich in diesem Absatz eigentlich hinaus möchte: seit letztem Jahr ist mein Bruder der Schlachtchef bei uns. Also nicht der Metzger, aber derjenige, der das Ganze organisiert. Und mein Mann und ich helfen halt wie und wo wir können. Mein Bruder hat die Tradition von meinem Vater gelernt, der wiederum von seinem – also meinem Opa.
Wie bereits erwähnt wird das Betäuben und Schlachten bei uns von einem professionellen Metzger durchgeführt. Auch der Fleischbeschauer verrichtet sein Werk, bevor das Fleisch verarbeitet wird.
Die Kosten
Das ist bestimmt ein Punkt, der viele interessiert und der nicht im Video oberhalb nicht abgehandelt wird: Wir haben für eineinhalb Schweine plus Metzger und Fleischbeschauer 475 Euro bezahlt. Wenn man sich nun mal nur die 40 kg Bratwürste ansieht, die entweder roh zum Grillen eingefroren oder geräuchert wurden: Was zahlt man denn fürs Kilo im Schnitt? Bei richtig guter Qualität? Zehn Euro? Tja, dann sind wir da ja schon mal auf 400 Euro, die man beim Metzger hinlegen müsste. Alleine für die rohen und geräucherten Bratwürste! Da ist der leckere Presssack von der Hausschlachtung vom Bild unterhalb noch gar nicht dabei…
Klar, jetzt könnte man auch noch die Arbeitszeit von drei bis vier Familienmitgliedern hochrechnen – aber wir sehen das als Hobby an. Wer also Spaß am Schlachten und dem damit verbundene Wursten sowie Räuchern hat, für den zahlt sich eine Hausschlachtung auf alle Fälle auch finanziell aus.
Was springt bei der Hausschlachtung alles raus?
Da lasst mich doch mal eine kleine Aufzählung machen:
Bratenstücke, die sich auch zum Räuchern eignen:
- Schäufele
- Schulter
- Bauch
- Rücken
- Hals
- Haxen
- Brustspitz (dicke Rippe)
- Nuss (Schnitzel)
- Oberschale (Schnitzel)
- Filet (wobei das weniger geräuchert oder gebraten wird)
Wurst
- Blut- und Leberwurst
- Hirnwurst
- Bratwurst
Geräuchertes
Hier lässt sich so ziemlich alles räuchern. Was interessant ist, sind die Geschmäcker. Mein Bruder lässt von meinem Vater (er ist der Räucherboss) fast gar nichts von den sogenannten Bratenstücken räuchern. Wir hingegen eigentlich das meiste. Außer dem Schäufele. Ich habe ja schon einmal einen Beitrag zum Räuchern wie im alten Bayern veröffentlicht:
Sonstiges
- Presssack
- Kesselfleischessen in der Mittagspause beim Schlachten
- Griebenschmalz
Fazit:
Die Hausschlachtung ist jedes Jahr ein absolutes Highlight. Gut, es ist schon mit frühem Aufstehen verbunden. Und viel Arbeit. Man ist danach wirklich platt. Und am nächsten Tag ist der Spaß ja noch nicht vorbei. Da muss weiter sauber gemacht werden. Und ich muss das Griebenschmalz zubereiten. Und oftmals auch das Fleisch im Glas einkochen.
Aber es ist die Sache auf alle Fälle wert. Wir haben wirklich das ganze Jahr Wurst und Fleisch – aus eigener Produktion. Und besonders Toll: zum einen frei von künstlichen Zusätzen und man kann die Bratwürste würzen wie es einem beliebt. So lässt sich anlässlich des Schlachtens nicht nur die 0815-Bratwurst zubereiten sondern auch zum Beispiel eine Fränkische Bratwurst…
Wer noch konkrete Fragen hat, der kann diese gerne in den Kommentaren unterhalb stellen – ich beantworte alles zügig!
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Hallo Anja,
toll das Ihr die Hausschlachtung noch macht. Die Messer kommen mir bekannt vor …. so eine Rolltasche von Dick liegt hier auch noch rum. Wer kennt heute denn noch die ‚Metzelsupp‘ die bei Euch so schön köchelte?
Ich hatte lange ein Jagdrevier und habe anfangs die Wurst noch mit meinem Kumpel zu zweit gemacht und nach seinem Tod alleine. Bei bis zu 20 Wildschweinen im Jahr war das richtig Arbeit weil man ja auch zusätzlich Fleisch und Weißes besorgen mußte.
Irgendwann war aber die bürokratische Gängelei zu groß. EU-Nummer, Radioaktivitätsprüfung für jede Sau, jährl Hygieneschulungen, kundige Person, etc und für die Trichinenprobe mußte ich 50km fahren. Bei euch wurde die Quetschprobe ja in der Wurstküche erledigt 🙂 . Sowas kostet mittlerweile hier für die Einzelbeprobung über 120 €. Zwangsläufig hatte ich dann immer Kaltfleisch aber dank Klimatisierung konnte man Luftfeuchtigkeit und Temperatur regeln und die Reife vom Fleisch optimal hinbekommen.
Morgends 6:30 angefangen und um 18:00 Uhr fertig verarbeitet, dann bis 23:00 in das Schlachthaus wieder hygienisch auf Null gereinigt.
Zum Schluß hat die Gemeinde das Schlachthaus abgerissen, weil die Betriebskosten zu hoch waren und der letzte Metzger aufgegeben hatte. Also habe ich erst die Schweindl zerlegt und vakuumiert und dann auch das Revier aufgegeben. Nun stehen Wolf, Kutter, Wurstfüller & Co. rum.
Gelernt hab ich das alles von einem alten Metzgermeister der auch schon die Radieschen von unten zählt.
Wenn ich das so sehe bekomme ich wieder richtig Lust Bratwürste und mal wieder Salami zu machen.
Ganz offen, den ganzen Pökelsalz-, Phosphat- und Citratplunder aus den Supermärkten mit viel Wasser, Gelantine, Cellulose, Geschmackskonzentraten und ‚flüssigem Raucharoma‘ und Eiweißzusatz ist gegen Eure Wurst nur armseelig.
Und paßt auf Euren gelben Allrad-Kramer auf – der ist nicht zu ersetzen 🙂
Schön das Ihr als Familie so zusammenhaltet und das möglich macht.
Ähem …. macht Ihr auch diese gerauchten Bauernbratwürste? Das wäre mal toll wenn Ihr das mal als drehen könntet.
Viele Grüße aus Baden-Württemberg
Oliver
Hallo Oliver, Danke für Deine Nachricht, hat mich sehr gefreut sie zu lesen. Ja Wahnsinn, das mit dem Wursten, das ist echt viel. Respekt! Und ich freu mich, dass Dich dieser Beitrag eventuell wieder animiert was zu machen. Das würde mich sehr freuen. Wenn Du magst schick mir gerne Fotos per Email, bin gespannt. 🙂 Also mach´s gut, bis bald und liebe Grüße aus Bayern, Anja
Liebe Anja, ein tolles Video.
Ich bin ja auf dem Land aufgewachsen. Die Hausschlachtung gab bei uns jeden November.
Wir hatten immer 2 Schweine. Ein Schwein war für uns, das Zweite wurde an den Metzger in der
Nachbarschaft verkauft. Die Betreuung, also füttern, ausmisten usw. war meine Aufgabe.
Die Tiere wurden liebevoll aufgezogen. Daher habe ich beide auch bei ihrem letzten Gang begleitet.
Die Tiere hatten absolut keinen Stress. Bevor sie etwas merken konnte, war es auch schon vorbei.
Der Metzger verstand sein Handwerk. Es gab z. B. eine absolut tolle Leberwurst.
Wir haben halt ein Problem, Fleisch darf nichts kosten. Also wird Massentierquälung akzeptiert.
Dabei finden sich bei einer Anja tolle vegetarische Gerichte. Fleisch einmal die Woche reicht doch.
Nochmals – Chapeau.
Gruß aus Bad Rappenau
Fritz
Eine wirklich tolle Erfahrung lieber Fritz! Genau so sollte es sein, da wird nichts weg geworfen und es entstehen die leckersten Schmankerl 😉 Vielen Dank fürs teilen deiner Erfahrung. Liebe Grüße, Anja
Hallo liebe Anja. Ich verfolge Dich und auch den Kameramann schon sehr lange.
Ich für mich genieße es Dir zuzusehen und würde am liebsten gleich loslegen. Anja mach bitte weiter so. Und was mir am besten gefällt is: Du sprichst meine Sprache. Oberpfälzerisch.Bleib bitte so wie bist. Weil…. so is des Nachkochen Easy!
So nun liebe Grüße an Euch und natürlich wünsche ich euch ein fohes Fest.
VlG. : Roland
Hallo Roland, das ist so lieb und wir danken Dir für Deine Nachricht! Fralle, mir bleim dabei und gfrein uns schou aufs neie Joa! 😉 Bis bald, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Viele liebe Grüße in die Oberpfalz auch vom K-Mann, Anja
Vielen lieben Dank für dieses informative Video. In Zeiten, in denen ideologische, massive Anfeindungen regelrecht zum Alltag gehören, ist es wunderbar zu sehen, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Es verdichtet sich eh der Eindruck, dass dieser ideologische Kampf eher aufgrund der tierverachtenden, unsäglichen, desaströsen Verfahrensweisen der industriellen Fleischproduktion entstand. Dass die Schlachtung und der Verzehr auch respektvoll und mit tiefer Achtung vor dem Tier geschehen kann, so wie es zu früheren Zeiten üblich war, scheint keine Beachtung zu finden. Um so mehr bedanke ich mich von Herzen für dieses sehr feinfühlig erstellte Video. Es vermittelt, was verloren gegangen ist. Es tut mir sehr leid, dass es nötig wurde, auf Umgangsformen hinzuweisen und hoffe, dass es nicht zuviele belastende Kommentare waren.
Ganz lieben Dank für Deine Worte, liebe Mechthild! Das weiß ich sehr zu schätzen! Es ist alles gute verlaufen und es gab vielleicht einen negativen Kommi soweit ich mich erinnern kann. Das ist gut!